Die Idee dieses Projekts entstand in Zusammenhang mit den im Oberengadin bereits seit vielen Jahren laufenden Aufwertungs- und Revitalisierungsprojekten des Inn und seiner Zuflüsse. Die landschaftlich und ökologisch herausragenden Moor- und Gewässerlandschaften der Talebene haben eine wichtige Funktion in der ökologischen Vernetzung sowie als Lebens- und Wirtschaftsraum für den Menschen. Sie können und sollen einen wichtigen Beitrag für die Erreichung der Klimaziele leisten.
Im Projekt werden in einer ersten Phase die vielen bereits vorhandenen Forschungs- und Kartierarbeiten zusammengetragen. Danach werden einzelne potentiell wichtige Lebensräume aufgenommen und ihre darin lebenden Feuchtgebiets-Landschnecken, Libellen und Pflanzen erfasst. Warum die Auswahl auf diese Artengruppen fiel, liegt daran, dass viele ihrer Vertreter auf die Moor- und Gewässerlebensräume als Habitat spezialisiert und stark davon abhängig sind. Die Schnecken haben den Vor-, aber vielleicht auch den Nachteil (z.B. bei Nutzungsänderungen oder Auswirkungen des Klimawandels), dass sie nicht so schnell die Lebensräume wechseln. Dort, wo wir sie antreffen, sind sie ausgezeichnete Indikatoren für die jeweiligen spezifischen Bedingungen. So kommt z.B. die Vierzähnige Windelschnecke – Vertigo geyeri – in der Innebene bei Bever vor. Sie ist eine Smaragdart, die in der Schweiz als stark gefährdet gilt. Diese Schnecke und viele andere Arten kommen vielleicht, und hoffentlich, viel häufiger vor, als wir wissen.
In das Projekt sollen möglichst viele Interessierte einbezogen werden. Wir beginnen mit einem Anlass, dem «Kleinen Biodiversitätstag», der am Samstag, dem 28. August 2021 von der Engadiner Naturforschenden Gesellschaft (SESN) organisiert wird. Es würde uns freuen, zu diesem Tag zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer begrüssen zu dürfen, die mit uns die Oberengadiner Vielfalt im Detail untersuchen möchten.
Für die verschiedensten Teilprojekte wird ab diesem Jahr im Oberengadin auch die Plattform «Wilde Nachbarn» eingerichtet. Beim «Kleinen Biodiversitätstag» werden wir auch darüber berichten.
Bildlegende: Vierzähnige Windelschnecke, Vertigo geyeri, Foto: Peter Müller
zu «Kleinem Biodiversitätstag» 28. August 2021